"Töffel und Bruno trauern auf ihre Art - Wie Kinder Verluste verwinden und dennoch bärig glücklich sind" von Corinna Stremme mit Unterstützung von Annette Seydlitz, erwähnt in der "Psychologie heute" 08/2022
Diesmal ein Abenteuer über große Gefühle und die Erkenntnis, wie nah Leid und Freude auch in schweren Zeiten beieinander liegen
Die zweite Erzählung aus der Töffel-Reihe ist in Zusammenarbeit mit einer systemischen Familientherapeutin mit Hospizerfahrung entstanden und kann unabhängig vom 1. Teil gelesen werden.
Bruno, der Bär, ist untröstlich und lebt in einem Konflikt. Er muss mit tiefer Traurigkeit umgehen lernen, denn seine Schwester ist schwer krank. Sein Leben steht Kopf. Andererseits möchte er als waschechtes Kind aber auch spielen, Baumhäuser bauen und kräftig laute Musik hören. Wenn er ausgelassen lacht, folgen auf dem Fuße Schuldgefühle. So lässt es sich schwer leben.
Seine Eltern empfinden laute Musik einfach als nicht passend. Denn Emma ist krank! Was ist denn stattdessen passend? Brunos Eltern wissen es nicht. Sie trauern ja selbst und haben Bruno gegenüber Schuldgefühle.
In einem Trauer-Abenteuer begegnet Bruno großen Gefühlen, großen Unsicherheiten und einer Sprachlosigkeit bei anderen, die ihn tief verunsichert. Er und seine Freunde suchen mutig nach einem Weg miteinander. Und die Erwachsenen erfahren selbst, wie sie in schweren Zeiten mit Kindern und ihrer ganz eigenen Art zu trauern umgehen können.
Liebe Erwachsene,
ihr und trauernde bzw. an Trauer interessierte Kinder, ihr erhaltet hier in Zeiten der Sprachlosigkeit und des ersten Schocks eine Geschichte, die Mut und auch ein wenig Freude machen soll.
Ihr findet in diesem Buch:
- eine (Vorlese-) Geschichte für 5-10 Jährige inklusive Elternbrief von einem "tierischen" Experten
- Zusatz-Informationen rund um Trauerphasen
- eine Gefühlsskala, die Töffel und Bruno zeigt
- Gefühlskarten von Bruno
- Tipps zum Umgang mit der Geschichte und den Materialien im Buch
- Vorschläge für kindgerechte Worte, um Verlust und Tod zu thematisieren
- Ideen, wie ihr euch gemeinsam dem Tabu des Fröhlich-Seins trotz Trauer nähert
- einen eigenen Weg, wie ihr euch trauernden Familien gegenüber verhaltet
- Gründe, warum Gefühle des Traurig- und Glücklichseins nahe beieinander wohnen
- Impulse zur Arbeit mit dem Inneren Kind.
Ob Töffel trauert, dass sie mit ADHS eine andere Kindheit leben muss als andere oder Bruno erfährt, dass er seine Schwester Emma verlieren wird, beide lernen:
Über Gefühle darf unbedingt gesprochen werden.
Denn du, ich, dein Kind, wir alle trauern auf unsere Art.
Diese Geschichte wurde auch wieder von Britta Bolle Illustration bebildert.
Erscheinungsdatum 15. Februar 2022
Leseprobe aus "Töffel und Bruno trauern auf ihre Art",
(...) "Auf dem Weg zur Schule besserte sich Töffels Laune erst, als die Sonne hinter den Wolken hervorblinzelte und sich erahnen ließ, dass die Wettervorhersage vielleicht doch nicht Recht behalten würde. Das wäre toll! Die Leiter zum Baumhaus hatten sie gestern nämlich schon angefangen.
Vollends vergessen war die miese Stimmung aber, als Töffel unerwarteter Weise Bruno, ihren Lieblingsbären aus der alten Schule, sah. Sie traute ihren Augen nicht, sie glaubte tatsächlich zu träumen, aber diesmal einen wunderschönen Traum, vermisste sie Bruno doch all zu sehr.
Der Freundschaftsbär hatte sich kaum verändert. Nur die üblichen Veränderungen hatten stattgefunden, die Tierkinder in ihrem Land so durchliefen. Sie wurden ihren Eltern im Erwachsenwerden immer ähnlicher. Und so war Bruno im Laufe des letzten Jahres wie seine Freundin Töffel insgesamt der eigenen Mutter im Aussehen ein wenig näher gekommen.
„Was machst du denn hier, hast du dich verlaufen?“
„Nö“, sagte Bruno. „Wie käme ich dazu? Ich kenne den Wald wie meine Westentasche.“ Und schon lagen sie sich jubelnd in den Armen.
Das musste sie Mariechen und Löffel erzählen, die beiden kannten alle Geschichten von Bruno und wie schwer es Töffel trotz neuer Freunde an der neuen Schule ohne ihn fiel.
Bei Bruno war der Morgen anders verlaufen, aber fröhlich konnte man den Beginn ebenfalls nicht nennen.
(...)
Bestimmt ging es Emma wieder schlechter und sie wollten ihn schonen. Dabei war er stark wie ein Bär.
Naja, manchmal jedenfalls, wenn er sich vorstellte Super-Bär aus seinen Comics zu sein.
Es war bestimmt nicht ok, wenn er Spaß hatte und es Emma schlecht ging. Wieso redeten sie nicht mit ihm? Er war doch kein Baby mehr.
Also fragte er lieber nicht und schwieg auch auf dem Weg zur Schule.
Als Töffel begeistert in seine Arme sprang, vergaß er augenblicklich seine Sorgen - es war toll, auch mal ein ganz normaler Bär zu sein und zu wissen, dass es noch Momente ohne richtigen, echten Kummer gab.
Sie gingen zusammen, wie in alten Zeiten, in das Schulgebäude.